ab 2010

Ab September 2010 erfährt die kunstbar mit der 365-Tage-Transmedia-Echtzeitinstallation curtain call von joeressen+kessner eine neue Ausdeutung: keine neuen Leinwände, Fotos, Möbel, keine physischen Dinge irgendwelcher Art, werden in den Ort eingebracht, sondern die kunstbar erhält ab dem 18. September eine raum-zeitliche Erweiterung aus Licht und Klang, die sich dynamisch in den vorhandenen Raum einpasst. Ein sich über 365 Tage nie wiederholender Bild-Klang-Strom – nur für die kunstbar, nur in der kunstbar.

Grundlage von curtain call sind Fotos aus dem aktuellen Bestand der Kunstbar. Sie sind das Material für ein sich ständig neu erfindendes Bildsystem, das sie dehnt und staucht, zersplittert, neu zusammen und in Bewegung versetzt. Ähnliche Fotos werden kombiniert, fremde miteinander konfrontiert oder kontrapunktisch komponiert. Sichtbar wird dieser raumzeitliche Bildertanz durch mehrere Projektionen in unterschiedliche Raumsituationen der kunstbar. Textur und Struktur der Projektionsflächen, die aus Vorhängen bestehen, überformen die empfangenen Bilder zusätzlich, auf ihre je eigene Art.

Die Bild-Abläufe sind mit Klängen verzahnt, wobei Bild und Klang mit einander rückgekoppelt sind, BildKlang bedingt und KlangBild steuert: Die Musik, die gerade in der kunstbar zu hören ist, liefert einen doppelten Input für curtain call. Ihr Puls bildet die Grundlage aller zeitlichen Abläufe und sie dient ebenso als Echtzeit-Material für die live-elektronischen Klänge. Aktuelle Musik und ihr abstrakter Klangspiegel vermischen sich je nach Situation in wechselnden Graden der Hörbarkeit.

curtain call wird in Echtzeit durch ein von joeressen+kessner für die kunstbar entwickeltes Computerprogramm realisiert. Parameter, Regeln, Verknüpfungen und Grenzen sind gesetzt, die konkrete Gestalt aber ist flüchtig und wird in ihrer augenblicklichen Form nie wieder entstehen. realisiert mit freundlicher Unterstützung von: VELTINS, fritz-kola und goldsofi
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joeressen+kessner
Seit 2001 erarbeiten die beiden Künstler Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner gemeinsam auf konkrete Orte bezogene transmediale Installationen. Ort, Bild und Klang bedingen sich in diesen Arbeiten wechselseitig. In dem jeweiligen audio-visuellen Kontinuum entstehen diaphane Ereignisse, die an den Wahrnehmungsmoment gebunden sind, da sie sich in ihrer konkreten Erscheinung nicht wiederholen. Grundlage der künstlerischen Praxis von joeressen+kessner ist die Analyse des jeweils gewählten Raumes in seiner architektonischen, sozialen, historischen und/oder kulturgestaltenden Dimension. In ihrer formalen Auseinandersetzung reflektieren sich auch dessen Bedeutungszusammenhänge.

 

Fotos by KaPe Schmidt